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„Tradition und Innovation“ | Buch 2014

Rezension von Helga König

Das Vorwort zu diesem spannenden und dazu noch lehrreichen Buch aus dem Callwey-Verlag hat die bayerische Staatsministerin Ilse Aigner verfasst. Sie lässt die Leser hier wissen, dass 20% der deutschen Familienunternehmen im Freistaat Bayern angesiedelt sind. 99 der Top-500 Familienunternehmen haben dort ihren Hauptsitz.

Als nachhaltiges Geschäftsmodell haben diese Unternehmen, so Aigner, Vorbildcharakter für die gesamte Wirtschaft. Die Staatsministerin erwähnt den sogenannten „Alphazirkel“. Es handelt sich hierbei um eine Plattform für Familienunternehmer, die seitens eines der Herausgeber des Buches 2005 gegründet wurde. Andreas E. Mach hat mit dieser Plattform die führende deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Erfahrungs- und Meinungsaustauschs von Familienunternehmen geschaffen und leistet auf vielfältige Weise einen essentiellen Beitrag zur erfolgreichen Vernetzung von Familienunternehmern.

SKH Luitpold Prinz von Bayern, ebenfalls Herausgeber, ist für sein soziales und wirtschaftliches Engagement in Bayern bekannt und führt erfolgreich zahlreiche Unternehmen, unter diesen die Porzellanmanufaktur Nymphenburg.

Verfasst hat das Werk Christian Thiele, der als Autor in München lebt und u.a. an der Deutschen Journalistenschule als Dozent tätig ist.

Die zahlreichen imposanten Fotos im Buch hat Enno Kapitza realisiert. Er lebt als mehrfach ausgezeichneter Fotograf in München.

„Tradition und Innovation“ verdeutlicht auf welche Weise bayerische Familienunternehmer Tradition und Fortschritt, Heimat und Weltmarkt erfolgreich in Einklang bringen. Die Porträts verschiedener, renommierter Unternehmen und deren Inhaber dokumentieren, so Aigner, den Wert „Familienunternehmen“ für Bayern. Sie verdeutlichen, was sie so erfolgreich gemacht hat, aber auch, weshalb sie sich in Bayern so wohl fühlen.

SHK Luitpold Prinz von Bayern und Andreas E. Mach haben jeweils ein Vorwort geschrieben. Dabei gefällt mir, dass Mach nicht unerwähnt lässt, dass Familienunternehmen nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, sondern auch international die am meisten vorkommende Unternehmensform verkörpern und einen wesentlichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt ihrer Länder leisten.

Leider schaffen es drei Viertel aller Unternehmen weltweit nicht in der vierten Generation zu überleben, sondern werden zuvor vom Markt gedrängt. Gründe dafür gibt es viele. Andreas E. Mach benennt diese. Im Buch selbst werden Unternehmen präsentiert, die über viele Generationen erfolgreich handeln und demnach die richtigen Überlebensstrategien besitzen.

SKH Luitpold Prinz von Bayern betont, dass Innovation in erster Linie Zeit, Geld und Vision benötige und zumeist nur unter Verzicht auf kurzfristige Erfolge erreichbar sei. Immer wieder neue Trends zu setzen, schenkt neuen Generationen Zukunftsperspektiven, doch es sind noch viele andere Voraussetzungen, die ein Unternehmen zukunftsträchtig machen und die zahlreiche bayerische Familienunternehmen vorbildlich erfüllt haben, wie man erfährt.

Es führt zu weit, im Rahmen der Rezension auf einzelne Unternehmen hier näher einzugehen. Zu Beginn jeder Präsentation liest man stets einen zentralen Satz der Inhabers, Geschäftsführers oder Sprechers des Unternehmens, der jeweils der Schlüssel zum Erfolg zu sein scheint. Neben Fotos folgen dann immer eine kurze Skizzierung des vorgestellten Unternehmens und dann nicht selten sehr erhellende Interviews aber auch nähere Beschreibungen der fokussierten Unternehmen, so auch über die Firma Roeckl Handschuhe und Accessoires GmbH & Co KG , die in der 6. Generation Handschuhe fertigt. Es sind sehr unterschiedliche Unternehmen, die hier vorgestellt werden. Zu Sprache gebracht wird u.a. die Fassfabrik Schmid, die seit über 100 Jahren Behältnisse für den Bierkonsum fertigt, dann auch die Büttenpapierfabrik Gmund. Hier gibt der Geschäftsführer Florian Kohler ein Interview u.a. über die Zukunft des Papiers.

Besonders spannend zu lesen, fand ich das Interview mit Innegrit Volkhardt, die in vierter Generation als erste Frau eines der renommiertesten Hotels, den Bayrischen Hof in München leitet. Auch Schloss Dennenlohe und dessen Eigentümer Robert Freiherr von Süsskind werden vorgestellt, der gemeinsam mit seiner Frau einen botanischen Landschaftspark angelegt hat, der jährlich von circa 40 000 Menschen besucht wird.

Allen Unternehmen gemeinsam sind eine ungeheure Innovationskraft und der Glaube an ihren Fortbestand, der nicht nur Energien freisetzt, sondern auch sinnvolle Verhaltensmuster fördert, die beispielgebend sind.

Die Werte einer nachhaltig gut funktionierenden Familie werden in Firmenerfolg transformiert und das scheint das eigentliche Geheimnis zu sein.

Gemeinsam an einem Strang in eine Richtung, die Zukunft verheißt. Darum geht es. Ein tolles Buch.
Sehr empfehlenswert

Helga König

 

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