„Der Münchner Kunstraub – Provenienzforschung und Restitution jüdischen Besitzes“
Präsenzveranstaltung
Ein Blick in die Stadtgeschichte von München: Der brutalen Kunstraub aus jüdischen Haushalten und Galerien:
- Der Münchner Kunstraub, einzigartig und besonders perfide, systematisch geplant unter der Mittäterschaft der Münchner Museen und Behörden, Spitzel und Denunzianten nach dem 9. November 1938.
- Die mutige Unternehmerin Katrin Stoll, Eigentümerin des Auktionshauses Neumeister in München hat beispielhaft mit der heutigen Professorin für Provenienzforschung an der TU Berlin Prof. Dr. Meike Hopp die nationalsozialistisch kontaminierte Geschichte des Vorgängerunternehmens Weinmüller aufgearbeitet. Ein Beispiel, dem deutsche Familienunternehmer folgen sollten und müssen.
- Bis heute ist nur ein Bruchteil der damals geraubten 2.200 Kunstwerke an die Erben der beraubten, verfolgten, entrechteten und vielfach ermordeten jüdischen Unternehmer zurückgegeben.
- Never again is now ! Ein Projekt des Auktionshauses Neumeister und des ALPHAZIRKEL. Zitat einer anwesenden Münchner Unternehmerin: “ ich hatte keine Ahnung davon und kann nicht glauben, was ich an diesem Abend gelernt habe „.
- Dieses Land braucht eine Offensive der Erinnerungskultur, gerade heute, wo jüdisches Leben nicht nur in Deutschland, sondern auch wieder in Israel in grosser Gefahr ist.
ALPHAZIRKEL und Auktionshaus NEUMEISTER veranstalteten einen Unternehmerabend über den Raub von Kunstwerken in Hitlers München und dessen historische und fachliche Aufarbeitung. Das Auktionshaus hatte brisante Dokumente aus der eigenen Firmengeschichte zum Handel mit Raubkunst während der NS-Zeit veröffentlicht. Ein mutiger Akt, dem wir einen eigenen Unternehmerabend gewidmet haben.
PROGRAMM
18.00 Uhr | Einlass und Begrüßung mit einem kurzen Filmausschnitt von:
„Unter dem Hammer der Nazis – Die geheimen Akten des Adolf Weinmüller“
19.00 Uhr | Diskussion
„Der Münchner Kunstraub – Provenienzforschung und Restitution jüdischen Besitzes“
Eine von Andreas E. Mach moderierte Diskussion über den Raub von Kunstwerken in Hitlers München und deren Aufarbeitung mit
- Prof. Dr. Meike Hopp (Kunsthistorikerin, Fachgebiet Digitale Provenienzforschung an der TU Berlin, Vorsitzende des Arbeitskreis Provenienzforschung e.V., Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste)
- Katrin Stoll (Geschäftsführende Gesellschafterin | Neumeister Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG)
20.00 Uhr | Empfang, Networking und Büchersignatur
Das Handout zur Veranstaltung finden Sie hier
Hintergrundinformation:
Katrin Stoll, geschäftsführende Gesellschafterin des Auktionshauses Neumeister, begann im Jahr 2009 die Zusammenarbeit mit Professorin Meike Hopp zur Beleuchtung der Firmengeschichte. Aus dem Forschungsprojekt entstand die Publikation von Meike Hopp: „Kunsthandel im Nationalsozialismus: Adolf Weinmüller in München und Wien“ (Böhlau Verlag, 2012).
Bei Recherchen zu dem sich anschließenden Forschungsprojekt über „Weinmüller nach 1945“ stieß Meike Hopp 2013 zufällig auf die historischen Quellen im Auktionshaus, die Katrin Stoll und Meike Hopp daraufhin veröffentlichten: rund 35.000 Datensätze, die innerhalb von 12 Monaten komplett digitalisiert, transkribiert und den Erben und deren rechtlichen Vertretern zugänglich gemacht wurden.
Innerhalb von vier Wochen nach dem Fund hatte Meike Hopp sämtlich institutionelle Erwerber von nun nachweisbar verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken informiert. Neben der hälftigen Finanzierung sämtlicher Kosten übergab Katrin Stoll alle annotierten 33 Münchner und 11 der 18 gefundenen Wiener Auktionskataloge Weinmüllers an das Zentralinstitut München und erteilte die Genehmigung zur online Zugänglichmachung der Daten.
Zeilen zur Filmdokumentation:
„März, 2013: Im Keller des Münchner Auktionshauses Neumeister wird ein sensationeller Fund gemacht: 44 Versteigerungskataloge von 1936 bis 1944. Es sind die persönlichen Exemplare des Auktionators Adolf Weinmüller. Darin enthalten: seine handschriftlichen Anmerkungen zu über 33.000 versteigerten Objekten. Niemals zuvor wurden solche Informationen entdeckt. Katrin Stoll, die Inhaberin des Auktionshauses Neumeister, ahnt: „Wir haben eine Leiche im Keller gefunden.“ Sie trifft eine mutige Entscheidung und lässt die Geschichte des eigenen Unternehmens aufarbeiten. Wie tief war Adolf Weinmüller in den Kunstraub der Nazis verstrickt? Eine spannende Spurensuche beginnt. (Quelle: ARTE 2014)
Cover: Simon Gehrke Kommunikationsdesign.
Foto Cover: München Bayerisches Nationalmuseum: Am Central Collecting Point am Münchner Königsplatz wurden die von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerke und ausgelagerten Museumsbestände zentral aufbewahrt. Im Bild ist ein Gemälde von Tiepolo zu sehen.
Fotos: Copyright ©️NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus / L. Alvarado